Mein Wort des Jahres lautet Überleben.
Das klingt jetzt vielleicht dramatisch negativ, ist es aber bei genauerer Betrachtung gar nicht.
Überleben bezeichnet zunächst erst einmal das Fortbestehen der Existenz in bedrohlichen Situationen. Dazu gehören ohne Frage als Elternteil definitiv ernsthafte Erkrankungen des eigenen Kindes. Als Vorstandsmitglied von NichtGenesenKids e.V. erlebe ich hier nicht nur unsere eigene Situation, sondern habe Teil an den Erzählungen vieler Eltern, die alle eines eint: Das eigene Kind oft bereits über Jahre krank zu erleben, ist nicht nur ungeheuer belastend, sondern kostet mit zunehmender Zeit auch enorm viel Kraft, die manchmal nur schwer aufzubringen ist, vor allem auch wenn nicht genug Raum für Selbstfürsorge bleibt.
Lena Riepl sagte diese Woche die wahren Worte: „Was nützt denn der Verweis auf Forschungsergebnisse, die in der Zukunft vielleicht kommen, wenn die Familien es bis dahin gar nicht schaffen – aus finanziellen Gründen und aufgrund der Hoffnungslosigkeit wegen absoluter Unterversorgung“. Recht hat sie und genau das ist der Grund, warum viele betroffene Familien an Weihnachten die Fröhlichkeit, den Geschenketrubel und den Small Talk an festlichen Kaffeetafeln nur bedingt ertragen können und solche Dinge nur als zusätzliche Belastung empfinden.
Umso wichtiger ist es, für sich immer wieder zumindest kleine Momente und ausreichend Ressourcen zu finden, die das Überleben weiterhin ermöglichen.
Wenn die Zeiten irgendwann wieder besser werden – vielleicht sogar richtig gut – haben wir alle nur etwas davon, wenn wir bis dahin überlebt haben. Deshalb seid stolz auf euch, wenn ihr gefühlt in diesem Jahr „nur“ dies geschafft habt und gnädig mit euch, wenn sich keine richtige Weihnachtsstimmung eingestellt hat.
Ich bin sehr dankbar für die lieben Menschen, die meiner Seele in diesem Jahr zum richtigen Zeitpunkt überlebenswichtigen Glitzer vorbeigebracht haben. 💫🌟 Allen wünsche ich stets genug Gemeinschaft, Vertrauen, Liebe (dazu gehört auch Selbstliebe!) und Zuversicht, dass alles wieder besser wird – sowie die Kraftquellen bis dahin durchzuhalten. 🫶
[Soleil Völkl, 26.12.2024]