Gedanken zum Jahresende… über Freundschaft in stürmischen Zeiten
Ich bin gern mal allein und dabei nie einsam, denn dieses Alleinsein ist im Vergleich zu Einsamkeit selbst gewählt.
Um sich beim Alleinsein nicht einsam zu fühlen, braucht man im Idealfall eine Familie und gute Freunde. Ich meine damit nicht Bekannte, die man anruft, wenn einem gerade langweilig ist, sondern Menschen, denen man ein Stück seiner Seele anvertraut hat und von denen man sicher ist, dass sie darauf aufpassen.
Immer wieder erlebe ich in unserer NichtGenesenKids Community, dass “Freunde” sich von den betroffenen Familien abwenden, sich nicht mehr melden oder darüber klagen, dass es immer nur ums kranke Kind geht. Dieses Verhalten von vermeintlichen Freunden hinterlässt mich oft sprachlos, ist doch Unterstützung und Ablenkung etwas, das alle betroffenen Familien unbedingt brauchen.
Umso dankbarer bin ich für meine Freunde, die in diesem Jahr nicht weniger sondern mehr wurden. Ich habe keinen einzigen Freund und keine Freundin verloren, obwohl ich oft nur wenig Zeit hatte.
Gerade zum Jahresende waren es meine Freundinnen, die mir mit Taten und Worten zeigten, was Freundschaft ist.
“Fahr nach Jena zum Kongress, ich koche solange bei euch daheim und kümmere mich ums Einkaufen.”- “Du hast bestimmt keinen Adventskranz kaufen können, ich habe dir einen gebastelt.” – ” Wenn ihr es nicht schafft, einen Christbaum zu kaufen, besorge ich dir einen und bring ihn vorbei, du musst es nur sagen.”…
Dieses Jahr rangiert sehr weit oben in der Top 3 der anstrengendsten Jahre meines bisherigen Lebens, aber es war um einiges einfacher durch meine Freunde. Gerade, wenn man als Familie in einem Boot sitzt, bei dem jeden Tag mehr Wasser durch die Ritzen dringt und alle Familienmitglieder bis zum Anschlag mit beiden Händen nach Kräften Wasser schaufeln, braucht man vor allem mentale Stützen.
Danke an meine Stützpfeiler. An die, die schon lange dabei sind und an die, die ich erst in dieser Krise kennenlernen durfte. Und besonders an die, die auch noch beständig versuchen, mir im Sturm die Haare zu machen. Ich wünsche euch allen, auch gute Seelenstückwächter zu finden. Ihr habt es verdient.
[Soleil Völkl, 27.12.2023]