Am 1.1. erliegt man ja gern mal dem Zwang, sich fürs neue Jahr lebensverändernde Maßnahmen zu überlegen und sich selbst zu versprechen, diese am inneren Schweinehund vorbei akribisch dauerhaft diszipliniert umzusetzen.
Wenn ihr jetzt erwartet, dass ich nun ein Plädoyer für Neujahrsvorsätze halte und meine geplanten Selbstoptimierungsmaßnahmen schildere, muss ich euch leider enttäuschen.
Ich rufe einfach mal zu mehr Entspannung, Stressreduktion und Akzeptanz des Unperfekten auf. ME /CFS Betroffene und ihre pflegenden Angehörigen müssen ohnehin ständig diszipliniert sein und sind restriktiven Beschränkungen unterworfen. Zusätzliche Selbstkasteiung ist da nun wirklich nicht nötig.
Mit ME /CFS ist Planbarkeit grundsätzlich etwas, das man erstmal abhaken muss, weshalb ich dazu übergegangen bin, mich zu freuen, wenn etwas klappt, niemandem MEHR zu versprechen als ich wirklich umsetzen kann und mich positiv überraschen lasse, wenn ich mehr geschafft habe, als ich selbst erwartet habe.
2024 ist für mich das Jahr, in dem ich halb so alt werde, wie meine Oma geworden ist. Wenn ich so drüber nachdenke, dass ich genauso alt werden könnte und dann jetzt erst die Hälfte meines Lebens hinter mir hätte, muss ich dem Universum mal deutlich sagen, dass es nun insgesamt mal etwas langweiliger werden dürfte. Für 2024 habe ich keine Vorsätze, sondern Wünsche: keine geliebten Menschen verlieren, keine neuen Katastrophen, einen stabilen gesundheitlichen Aufwärtstrend für unser Kind und nicht selbst an Post Covid erkranken. Zudem bitte eine kompetente Aufsicht für Sohnemann an unserem 25.Hochzeitstag in diesem Jahr. Ich würde nämlich schon gern mal wieder mit meinem Mann essen gehen.
Euch und allen meinen Lieben wünsche ich für 2024 die Kraft zum Sanftmut, Liebe, eine Prise Humor und allen, die heute zu neuen Hoffnungsreisen aufbrechen die Gewissheit, dass sie diese nicht allein antreten.
[Soleil Völkl, 1.1.2024]