Auf der täglichen To Do Liste von Eltern mit ME /CFS kranken Kindern steht der Umgang mit Kommentaren aus dem Umfeld.
Ich meine Aussagen wie:
„Aber er/sie muss doch in die Schule gehen.“ „Habt ihr schonmal einen Heilpraktiker/Schamanen/XYZ versucht.“ „Ist es denn nun endlich besser?“
Tagesformabhängig gehen die NichtGenesenKids – Mitglieder damit unterschiedlich um. Mal perlt dies ab, man schafft es, lediglich innerlich die Augen zu verleihern, neutral zu antworten und rechtzeitig das Weite zu suchen. Manchmal ist das der Moment, indem man überkocht!
Im besten Fall fällt einem ein guter Konter ein, im schlechteren flippt man aus. Bei dem, was wir tagtäglich zu bewältigen und dabei zu ertragen haben, kein Wunder. Verzeiht euch selbst, wenns passiert, immer in sich reinfressen ist nicht gesund. Verbal entwichene Wut in Form einer unmissverständlichen Äußerung, was man von den gestellten Fragen hält, verhindert oft weitere.
Noch schwieriger ist es, wenn solche Fragen oder Aussagen von Menschen kommen, die man mag, die vielleicht zur Familie gehören. Man wird wieder aufeinandertreffen. Familiäre Kaffeetafeln und Whatsappgruppen sind Orte, in denen man als Elternteil eines ME /CFS betroffenen Kindes seinen schwarzen Gürtel in Selbstbeherrschung ablegen kann.
Als wenn es nicht reichen würde, ein sehr krankes Kind zu haben, um welches man drumherum versucht den gesamten Tag zu planen inklusive Arbeit, Pflege, Haushalt und Geschwisterkindern. Nein, es braucht den ultimativen Schlaubischlumpf, der weiß, dass Mondwasser um 14:39 Uhr aus einem achatgrünen Glas getrunken, Heilung bringt.
Damit nicht jede Familienzusammenkunft im Streit endet, schlage ich vor, solche Ratschläge in Zukunft Figuren aus Kinderserien zuordnen. Klingt ganz anders, wenn man sagt: „Tinky – Winky, Dipsy und Lala schlugen vor, mal gemeinsam ein Wochenende in die Berge zu fahren, weil dem Kind nur frische Luft fehlt.“
So könnt ihr während der Festivität Mimikkontrolle üben und gleichzeitig überlegen, welcher Filmfigur ihr den guten Ratschlag in den Mund legt. Die bildliche Vorstellung hilft, das Ganze nicht so ernst zu nehmen und man kann das Ergebnis anonymisiert kommentieren.
[Soleil Völkl 24.1.2024]