Im Vorstand von NichtGenesenKids zu sein bedeutet unter anderem regelmäßig in die schwierigsten Probleme in der Selbsthilfecommunity involviert zu sein.
Im April gehörten dazu solche Dinge wie die Begleitung von Kindswohlgefährdungsmeldungen an Jugendämter durch die eigene Familie eines betroffenen Kindes, der (erfolgreiche!!!) Versuch für drei bayerische Abiturienten im Rahmen des Nachteilsausgleichs eine Verschiebung der Prüfungsuhrzeit zu erreichen und der Versuch ärztliche Versorgung für neue Mitglieder zu organisieren.
Dazu kommt das eigene erkrankte Kind, die Arbeit und so einiges mehr, was an einem zieht.
Gern telefoniert man natürlich zur Ablenkung mal mit der Familie oder Freunden. Dies führt jedoch bisweilen zu kuriosen Situationen. Während man gedanklich noch im politischen Landtagstermin oder Vorstandsversammlungen hängt, soll man plötzlich ausgiebig Anteil nehmen an einer Geschichte über Kanalarbeiten oder einer ausschweifenden Beschreibung eines Onlinebankingversuchs. Ausführlich wird erzählt, wie man den Reifenwechsel plant oder dass das Kind seine Hausaufgaben vergessen hat.
Versteht mich nicht falsch, ich möchte Probleme anderer Menschen, wenn sie denn als solche empfunden werden, nicht kleinreden und halte mich grundsätzlich für einen empathischen Menschen, gelange aber hin und wieder doch an Grenzen meiner Ausdrucksfähigkeit, wenn ich mir überlege, wie ich auf solche Berichte adäquat reagieren kann. Ich fühle mich nämlich dabei manchmal so, als würde ich in einem brennenden Haus sitzend auf Löschwasser warten, während mir darüber berichtet wird, dass die Wahl der Nagellackfarbe schlaflose Nächte bereitet.
Ich gebe ja nicht oft Ratschläge, aber nun hab ich einen: Bevor ihr euch stundenlang aufregt, prüft mal, ob das Problem noch in vier Wochen oder drei Monaten wirklich relevant sein wird. Nein? Dann: atmen und Ruhe bewahren.
[Soleil Völkl 27.4.2024]
Der Blog ist super!