Stellt euch vor, ihr seid einkaufen und jemand steht vor dem Regal, das die Waren enthält, die ihr gerade kaufen wollt. Was macht ihr dann?
Situationsabhängig vielleicht warten, darum bitten kurz an den Käse zu dürfen oder einfach später nochmal zu dem Regal gehen.
Käme jemand von euch auf die Idee, die Person, die vor dem Regal steht, hochzuheben und zur Seite zu stellen? Nein? Dann sind wir einer Meinung. Ich nämlich auch nicht.
Mein jüngstes Einkaufserlebnis zusammen mit meinem Sohn hatte ich ja am bereits im letzten Blog thematisiert. ME/CFS ist jedoch, wenn ein Alltagsereignis gleich Stoff für mehr als einen Blogeintrag bietet.
Während ich nämlich in der etwas engeren Kühlabteilung gerade Waren zu unserem Einkaufswagen trug, stand mein Sohn im Rolli vor der Kühltheke und schaute sich die Auswahl an Kokosjoghurts an. Ein Mann mittleren Alters war aber scheinbar so ausgehungert, dass er nicht warten konnte, bis mein Kind mit schauen fertig war, denn als ich mich gerade wieder meinem Sohn näherte, schnappte er sich kurzerhand die Rollstuhlgriffe und schob das guckende Kind einfach mal beiseite. Ohne zu fragen. Ohne etwas zu sagen.
Dass ein größerer Aufstand meinerseits ausblieb, hat dieser Mensch eigentlich nur dem Umstand zu verdanken, dass ich Aufregung für mein Kind vermeiden wollte. Ich wies die Person deshalb nur kurz darauf hin, dass auch Rollstuhlfahrer in der Regel kommunizieren können und man ja einfach mal fragen könnte, bevor man jemanden ungefragt wegbefördert!
Deshalb jetzt nochmal zur Info für alle, die es noch nicht wussten: Es gibt eigentlich nur einen Grund, einen Rollstuhl mit einer Person darin ungefragt anzufassen. Nämlich den, eine unmittelbare Gefahr für darin Sitzende schnell abwehren zu müssen. Genauso, wie man vielleicht jemanden ohne Rolli festhalten würde, damit der nicht von herabfallenden Teilen getroffen wird.
Ansonsten gilt: Hände weg!!!
[Soleil Völkl, 7.5.2024]